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Die Inka-Kultur, von Südamerika ausgehend, und die europäische Perspektive sind zwei faszinierende Aspekte der Menschheitsgeschichte, die auf unterschiedlichen Kontinenten entstanden sind. Sie repräsentieren mannigfaltige kulturelle Hintergründe, Lebensweisen und Wertesysteme. Beide Kulturen sind zwar in sich eigenständig, aber die Fragen und Herausforderungen einer modernen Gesellschaft legen nahe, dass nur eine Beziehung, die auf Respekt, Anerkennung und Reziprozität (Gegenseitigkeit) basiert, für die ganze Welt zielführend sein kann.

Die Kultur der Inkas

Die Inka-Kultur entwickelte sich in den Anden Südamerikas und erstreckte sich über ein großes Gebiet, das Teile von Peru, Bolivien, Ecuador, Chile und Kolumbien umfasste. Die Inka waren bekannt für ihre hochentwickelte Landwirtschaft, ihre Architektur und ihre soziale Interaktion.

Die Inka-Kultur lässt sich als eine sehr fortschrittliche Zivilisation beschreiben. Sie wurde von 13 Inkas geleitet, die für die Verwaltung eines in soziale Klassen unterteilten Volkes verantwortlich waren. Die offizielle Sprache war Quechua, und der Hauptgott war die Sonne.

Das Inkareich begann mit der territorialen Ausdehnung, die als Tahuantinsuyo bekannt ist (aus dem Quechua ins Spanische übersetzt bedeutet es „die vier Teile“) und war unterteilt in: Contisuyo, Chinchaysuyo, Antisuyo und Collasuyo. Die Hauptstadt war die Stadt Cusco, der wichtigste Ort für die politische Verwaltung.

Das Reich wurde von einer zentralisierten Regierung geleitet und zeichnete sich durch fortschrittliche Techniken wie Terrassenfeldbau und ein ausgeklügeltes Straßennetz aus.

Die Inkas waren Polytheisten und ihre Götter waren unter anderem Viracocha (Ordnungsgott), Inti (Sonne), Pachamama (Mutter Erde), Apus (Geist der Berge), Cochamama (Göttin des Meeres) und Pachacámac (Gott der Erdbeben).

Die Kultur Europas

Europäische Perspektiven hingegen beziehen sich auf die Vielfalt der Kulturen und Zivilisationen, die auf dem europäischen Kontinent entstanden sind. Europa hat im Laufe seiner Geschichte eine beeindruckende kulturelle Entwicklung durchlaufen, die von der griechischen und römischen Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis hin zur Aufklärung  und Moderne reicht.

Die europäische Kultur hat zahlreiche Bereiche wie Kunst, Wissenschaft, Literatur, Musik und Philosophie maßgeblich beeinflusst.

Mit der Zeit wollten die Europäer ihre Kulturgüter zunehmend in die Welt hinaustragen und überquerten seit dem Mittelalter den Ozean auch in Richtung Südamerika. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die meisten Regionen der Welt von europäischen Mächten kolonisiert worden.

Zu den sichtbarsten Hinterlassenschaften des Kolonialismus in den kolonisierten Regionen gehören die Sprache sowie kulturelle und religiöse Traditionen, die während der Kolonialzeit übernommen wurden.

Reziprozität beider Kulturen

Trotz ihrer Unterschiede haben sowohl die Inka-Kultur als auch die europäischen Perspektiven einen großen Beitrag zum kulturellen Reichtum der Welt geleistet. Sie haben ein Erbe hinterlassen, das von ihrer Kunst und Architektur über ihre sozialen Strukturen bis hin zu ihren religiösen und spirituellen Überzeugungen reicht.

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig anzuerkennen, dass beide Perspektiven ihre eigenen Vorzüge und Besonderheiten haben: Die Inkakultur betonte die Harmonie mit der Natur und die enge Beziehung zur Umwelt, während die europäische Perspektive oft von einem rationalen und wissenschaftlichen Ansatz geprägt waren. Setzten die indigenen Völker ihre Schwerpunkte auf Spiritualität, das geistige Heilen und eine Philosophie des gesamten Kosmos, steht die europäische Kultur für bahnbrechende Erfindungen, Industrialisierung und Digitalisierung.

In der heutigen globalisierten Welt kann es nur hilfreich sein, die kulturelle Vielfalt zu schätzen und von der den jeweils anderen Perspektiven zu lernen. Der Austausch zwischen den Inkas und den Europäern im Zuge der Kolonialisierung hat zweifellos zu einer kulturellen Vermischung geführt, die in einigen Bereichen positive Auswirkungen hatte. Er brachte aber auch massive Herausforderungen mit sich, die bis heute nachwirken. Kolonialismus war – historisch betrachtet – auch ein ausbeuterischer und extraktiver Prozess, der mit Gewalt, Sklaverei und Völkermord einher ging.

In diesem „Zeitalter der Entdeckungen“ sollte in kurzer Zeit das erobert werden, wofür die indigenen Völker Tausende von Jahren gebraucht hatten. Diese frühe Phase der Kolonialisierung wurde durch den technologischen Fortschritt in der Seefahrt, den Glauben an eine Philosophie der florierenden Wirtschaft und das Interesse an der Bekehrung der religiösen Überzeugungen der indigenen Völker begünstigt.

Aus heutiger Sicht ist es unumgänglich, die Inka-Kultur und die europäischen Perspektiven im Kontext zu betrachten und kritisch zu reflektieren. Indem wir die Stärken und Schwächen beider Kulturen anerkennen, können wir voneinander lernen, die eigene Sichtweise erweitern und eine inklusivere und interkulturellere Gesellschaft fördern.

Die weit verbreitete Ansicht, dass europäische Chronisten nicht in der Lage waren, das soziale System der Inkas und der Tawantinsuyo (vier Regionen des Inkareiches) zu verstehen, bedeutet nicht, ins andere Extrem zu verfallen und alles zu verklären. Eine kritische Bewertung der vorhandenen Quellen ist unerlässlich.

Was die indigene Quechua-Kultur betrifft, so wurde sie in den meisten Fällen mit Spiritualität, geistiger Heilung und der Philosophie eines allumfassenden Kosmos in Verbindung gebracht.

Es ist wahrscheinlich, dass die Quellen und unsere zukünftigen Interpretationen mehrere Ansatzpunkte bieten, um über eine andere, komplexere Geschichte von Tawantinsuyo und den Inkas nachzudenken, in der die Art und Weise, wie die Inkas die Welt, in der sie lebten, erlebten und dachten, wahrgenommen oder zumindest erahnt werden kann.

Die folgenden Leitfragen können als Anregung dienen, die wir uns in einer globalisierten Welt stellen müssen. In diesem Rahmen kann der Grundstein für ein gelingendes gegenseitiges Miteinander liegen:

  • Was macht die Inka-Kultur aus?
  • Was weiß man über sie?
  • Ab welchem Punkt kann es zu einer kulturellen Aneignung werden, wenn man sie vermarktet, ohne etwas über sie zu wissen.
  • Ist das nicht schon die Aneignung einer Kultur?
  • Oder ist die Kultur so sehr in Bewegung, dass wir die Macht haben, uns zu nehmen, was wir wollen?

Meine Perspektive

Aus meiner Sicht wurde in der Kolonialzeit versucht, eine Kultur zu zerstören, die auf tausend Arten interpretiert wurde, weil keiner der Übersetzer Quechua oder Spanisch konnte. Wahrscheinlich wurde die Geschichte im Nachhinein weniger von den Betroffenen als vielmehr von den Europäern erzählt, wie es auch heute häufig noch der Fall ist. Und wahrscheinlich wird das Verständnis der indigenen Kulturen eher von einem Weißen gehört als von einem Autochthonen. Denn das ist leider das, was uns die Kolonialisierung hinterlassen hat.

Aus diesem Grund

Wir haben also noch einen langen Weg vor uns, damit das Beste aus beiden Welten in einer globalisierten Welt Einzug halten kann. Denn wie die aktuellen Themen wie Klima, mentale Gesundheit und der soziale Umgang zeigen, können die Wurzeln der Inka-Kultur dem gesamten Kosmos einen großen Dienst erweisen.

Es ist somit an der Zeit, auf Augenhöhe miteinander umzugehen. Indigene Völker liefern uns unschätzbare Modelle für Wissen und Praktiken, die auf Reziprozität und Teilen beruhen. Ihr Land, ihre Philosophie und ihre Erkenntnisse über die Natur und den Kosmos sind von unschätzbarem Nutzen für die gesamte Menschheit. Doch unser gegenwärtiges Miteinander erkennt diese Beiträge nicht in vollem Maße ebenbürtig an.

Ein guter Anfang könnte darin bestehen,

  • das einzigartige Wissen und die Praktiken anzuerkennen, die allen helfen können, einen neuen Weg zu einer nachhaltigeren und gesünderen Gesellschaft sowie einem sozialen Miteinander einzuschlagen
  • indigene Territorien anzuerkennen
  • den Schutz ihrer Natur vor Ausbeutung zu gewährleisten
  • die Sicherheit von Umweltschützern zu garantieren
  • ihnen einen viel stärkeren Platz am Tisch der lokalen, regionalen, nationalen und globalen Dialoge über ihre Zukunft zu sichern.

Bild vom Mario Pariona

 

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